Willkommen zum dritten Teil unserer umfassenden Serie über Bitterstoffe und ihre vielfältigen Wirkungen auf den menschlichen Körper. Heute werden wir uns näher mit der Leber, unserem Hauptstoffwechsel- und Hauptentgiftungsorgan beschäftigen und uns anschauen, wie bittere Pflanzenstoffe die Leberfunktion und viele körpereigene Entgiftungsprozesse unterstützen können. Darüber hinaus möchte ich ein paar äußerst spannende Wirkungen bitterer sekundärer Pflanzenstoffe auf verschiedene Fettgewebe und unsere Mitochondrien, die Kraftwerke der Zellen, vorstellen. Also, los geht’s!
P.S. Falls du lieber Videos anschaust, findest du das dazugehörige Video zu diesem 2. Blogbeitrag auf meinem YouTube-Kanal. Es enthält zusätzliche Grafiken und noch weitere Details.
Der Einfluss der Bitterstoffe auf Verdauung, Gallefluss und Gallensteine
Bereits in den ersten beiden Teilen dieser Serie haben wir die wohltuenden Effekte von Bitterstoffen auf die Verdauungsfunktion besprochen. Bitterstoffe haben die Fähigkeit, die Produktion und Abgabe verschiedener Verdauungssäfte zu fördern und erreichen tun sie dies, indem sie an Bitterrezeptoren im Verdauungstrakt binden und dadurch die Ausschüttung verschiedener Magen-Darm-Hormone anregen. Besonders hervorzuheben möchte ich hier nochmal das Darm-Hormon Cholecystokinin (CCK), weil es die Gallenblasenkontraktion und den Gallefluss stimuliert.
Die Anregung des Galleflusses durch Bitterstoffe ist fundamental wichtig, weil es nicht nur die Verdauung unterstützt, sondern sich auch präventiv auf Gallensteinen auswirkt. Durch den regelmäßigen guten Abfluss von Galle in den Darm sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass Bestandteile in der Galle zu Steinen auskristallisieren. Darüber hinaus sollem Bitterstoffe die Zusammensetzung der Galle positiv beeinflussen können, in dem sie den Anteil an Gallensäuren und Phospholipiden in der Galle erhöhen, welche ihrerseits das Cholesterin in der Galle in Lösung halten. Über diesen Mechanismus sinkt ebenfalls das Risiko einer Gallensteinbildung.
Einfluss auf die enzymatische Entgiftung in der Leber
Eine Anregung des Gallefluss hat aber noch weitere Vorteile: Er unterstützt auch die Entgiftung unseres Körpers. Da zahlreiche Schadstoffe in der Leber durch Enzyme entgiftet werden, gelangen diese mit der Galle in den Darm und können anschließend über den Stuhl ausgeschieden werden. Die Ausscheidung über diesen Weg ist für eine effektive Entgiftung höchst erwünscht und entlastet die Nieren, die bei schlechtem Gallefluss unnötig stark belastet würden.
Neben der Förderung des Galleflusses wirken Bitterstoffe aber auch direkt auf Entgiftungsprozesse in der Leber ein, die über 2 Entgiftungsschritte verläuft. So können sie bspw. die Aktivität von Entgiftungsenzymen beeinflussen. Besonders bemerkenswert ist die Förderung der Aktivität von Phase-2-Enzymen und die gleichzeitige Drosselung der Phase-1-Enzyme der Entgiftung. Diese Modulation in ihrer Aktivität ist deshalb vorteilhaft, weil im ersten Reaktionsschritt oft sehr toxische Zwischenprodukte entstehen, die durch Phase-2-Enzyme entschärft und wasserlöslich gemacht werden müssen. Bitterstoffe können folglich einen raschen Anstau dieser toxischen Substanzen vermindern und fördern gleichzeitig deren schnellen Abbau bzw. Umwandlung in eine ungiftige Form.
Beispiele für bittere Pflanzenstoffe und ihre Wirkung
Einige besonders gut untersuchte bittere Pflanzenstoffe sind übrigens Flavonoide und Stilbene, darunter Quercetin, Resveratrol und Curcumin. Diese Stoffe sind reichlich in Kräutern und Gewürzen wie z.B. Nelke, Zimt, Ingwer und Koriandersamen enthalten. Auch Sulfuraphan, eine bittere Substanz aus Kohlgewächsen wie Brokkoli und deren Sprossen, hat ein großes entgiftungsförderndes Potential. Sulphuraphan kann zusätzlich aber auch antioxidative Enzyme aktivieren, was Bitterstoffe nicht nur für die Entgiftung interessant macht, sondern durch die verstärkte Produktion körpereigener Antioxidantien, auch noch Zellschäden und Entzündungen durch hoch reaktive Verbindungen (freie Radikale) verringern können.
Das Prinzip der Hormesis
Bitterstoffe wirken stets nach dem Prinzip der Hormesis, welches besagt, dass geringe Dosen einer potentiell giftigen Substanz positive Wirkungen auf den Organismus haben können. Dieses Prinzip zeigt sich in einer kurvenförmigen Dosis-Wirkungs-Beziehung, bei der eine Substanz zunächst positive Effekte hat, bevor sie in höheren Dosen schädlich wird. Bitterstoffe sind somit ein klassisches Beispiel für Hormesis und können in kleinen Dosen eine stimulierende und schützende Wirkung auf unseren Organismus entfalten.
Positive Effekte auf die Lebergesundheit
Bitterstoffe können sich aber auch positiv auf eine Vielzahl von Lebererkrankungen auswirken. Insbesondere die nicht-alkoholische Fettleber, die heute auch als metabolisch assoziierte Fettleber bezeichnet wird, kann durch Bitterstoffe günstig beeinflusst werden. Diese Erkrankung betrifft mittlerweile schätzungsweise 50% der westlichen Bevölkerung und kann bei Nichtbehandlung nach Jahren zu Leberentzündungen oder gar Leberzirrhose führen. Bitterstoffe wirken hier leberschützend, indem sie bestimmte Signalproteine in den Leberzellen aktivieren, die einerseits den Energie- und Fettstoffwechsel verbessern und andererseits die Zellen vor oxidativem Stress und Entzündungen schützen. Da die Fettleber mit Störungen im Fett- und Kohlenhydratstoffwechsel sowie oxidativem Stress einhergeht, erweisen sich Bitterstoffe hier als wahre Schutzengel für die Leber.
Flavonoide und Phenolsäuren, zwei Gruppen von Polyphenolen, haben sich hier übrigens als besonders wirksam für die Lebergesundheit erwiesen. Flavonoide kommen in vielen farbigen Beerenfrüchten sowie in zahlreichen Gewürzen, Kräutern und Tees vor. Phenolsäuren finden sich hingegen in höheren Konzentrationen in Kaffeebohnen, Oliven, Olivenblättern und Artischocken.
Gallensäuren – die vielseitigen Signalmoleküle
Gallensäuren, die als Bestandteil der Galle durch Bitterstoffe verstärkt in den Darm gelangen, spielen aber nicht nur eine zentrale Rolle in der Fettverdauung, indem sie Fetten emulgieren, bevor sie von Enzymen gespalten werden. Gallensäuren wirken ebenfalls als bedeutende Signalmoleküle. Nach ihrer Abgabe in den Dünndarm werden sie vom Darm zurück ins Blut absorbiert, um dann von der Leber recycelt und erneut abgegeben zu werden.
Auf ihrem Weg vom Darm zur Leber interagieren sie dabei mit Gallensäuren-Rezeptoren, die sich sowohl in der Darmschleimhaut als auch der Leber befinden. Diese Interaktion wiederum ruft Veränderungen im Zuckerstoffwechsel und im Energieverbrauch des Körpers hervor. Eine davon ist die Verbesserung der Insulinempfindlichkeit der Zellen und eine entsprechende Senkung des Blutzuckers. Gallensäuren können aber auch den Energieverbrauch im Muskel- und Fettgewebe erhöhen, was sich ebenfalls positiv auf einen zu hohen Blutzuckerspiegel auswirken kann.
Bitterstoffe und Gallensäuren aktivieren braunes Fettgewebe
Damit nicht genug. Ein weiterer faszinierender Aspekt der Gallensäuren und auch der Bitterstoffe ist ihre Fähigkeit, das braune Fettgewebe zu aktivieren. Braunes Fettgewebe unterscheidet sich von weißem Fettgewebe durch eine höhere Stoffwechselaktivität bzw. die Fähigkeit, Wärme zu produzieren, statt ATP. Diese Wärmebildung geht mit einem erhöhten Energieverlust bzw. Kalorienverbrauch einher und kann sich positiv auf das Körpergewicht und besonders unsere Stoffwechselgesundheit auswirken.
Studien zeigen, dass Bitterstoffe und Gallensäuren interessanterweise aber nicht nur vorhandenes braunes Fettgewebe aktivieren können, sondern auch die Umwandlung von weißem Fettgewebe in sogenanntes beiges Fettgewebe antreiben können. Beiges Fettgewebe liegt stoffwechseltechnisch zwischen dem weißen und braunen Fettgewebe.
Positive Effekte auf die Mitochondrien
Viele Bitterstoffe, allen voran die bitteren Polyphenole, sind sogar in der Lage einen direkten Einfluss auf Mitochondrien auszuüben, indem sie deren Anzahl steigern und Funktion verbessern. Das ist von großer Bedeutung, da Mitochondrien nicht nur für die Energie- und Wärmeproduktion in unserem Körper zuständig sind, sondern auch eine zentrale Rolle bei der Entgiftung von Ammoniak und in der Regulation der Apoptose spielen. Apoptose bedeutet programmierter Zelltod, bei dem fehlerhafte oder unerwünschte Zellen aus dem Körper entfernt werden. Da Mitochondrien recht anfällig für Schäden durch Umweltgifte, Überernährung und oxidativen Stress sind, tun wir deshalb gut daran die Regeneration dieser Zell-Organellen bestmöglich zu unterstützen.
Bitterstoffe und Sport bzw. körperliche Leistung
Mittlerweile deuten Studien an Sportlern zudem darauf hin, dass Bitteres auch die Leistung steigern kann. Es zeigt sich, dass schon allein die Wahrnehmung des bitteren Geschmacks eine stimulierende Wirkung auf die Muskelleistung haben kann. Stärker aber ist ihre Wirkung durch das Herunterschlucken der bitteren Substanz. Auch hier geht man davon aus, dass die Wirkung durch Stimulation von Bitter-Rezeptoren in den Schleimhäuten von Mund, Magen und Darm ausgelöst wird. Die Absorption der bitter schmeckenden Substanz in den Blutkreislauf (z.B. bitteres Koffein) oder der Placebo-Effekt konnten die Effekte nicht erklären.
Historische und kulturelle Bedeutung
Bitterstoffe haben eine sehr lange Geschichte in der europäischen Naturheilkunde und in vielen traditionellen östlichen Medizinsystemen. In Europa galten sie als bewährtes Mittel bei Magen-, Leber-, und Gallenblasenleiden, bei Übergewicht, Diabetes und Hauterkrankungen sowie bei Fieber, Wassereinlagerung und als Stärkungsmittel nach Krankheit.
In der 5-Elemente Lehre der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) wird Bitter z.B. dem Feuer-Element zugeordnet, das wiederum Herz, Blut, Dünndarm und den Verstand beeinflusst. Als Mutter des Erd-Elements stärkt Bitter aber auch die Verdauungsorgane, weil Magen und Bauchspeicheldrüse der Erde zugeordnet werden.
Im Ayurveda, der indischen Heilkunst, wirkt Bitteres ähnlich und wird es ebenfalls eines der 5 Elemente zugordnet. Es wird mit dem Luft-Element assoziiert und verstärkt die beweglich-luftige Vata-Energie, senkt die feurige Pitta-Energie und wirkt der Schwere von Kapha entgegen.
Herausforderungen der modernen Ernährung
Leider sind Bitterstoffe in unserer heutigen Ernährung äußerst selten geworden. Eine der Gründe ist die gezielte Züchtung, durch die unser heutiges Kulturgemüse immer süßer geworden ist und ihr Bitterstoffgehalt massiv abgenommen hat. Ein weiterer Grund sind unsere modernen Essgewohnheiten, d.h. wir nehmen oft nicht die empfohlenen Mengen Gemüse zu uns, die uns noch mit etwas an wertvollen Bitterstoffen versorgen würden. Auch sammeln wir heute kaum noch Wildkräuter in der freien Natur.
Hinzu kommt der umfangreiche Einsatz von Pestiziden, der den Pflanzen die Notwendigkeit abnimmt, größere Mengen bitterer sekundärer Pflanzenstoffe als Schutz vor Fressfeinden, Insekten, Pilzen etc. zu bilden. Und last but least, gibt es gesetzliche Beschränkungen, die den Handel mit Saatgut alter wilder Pflanzensorten verbieten und so die Verfügbarkeit von Bitterstoffen noch zusätzlich einschränken.
Stellt sich jetzt die berechtigte Frage: Wie kommen wir heute noch an genügend Bitterstoffe?
Diese wichtige Frage möchte ich in meinem 4. und letzten Blogbeitrag zu diesem Thema beantworten. Dort erfährst du, wie du Bitterstoffe am besten in deinen Alltag integrieren kannst und worauf du bei der Auswahl eines guten Bitterstoffprodukts achten solltest. Drum sei gespannt und verpass‘ auf keinen Fall die praktischen Tipps im vorerst letzten Teil!
Fazit
Bitterstoffe sind wahre Alleskönner, wenn es um die Verbesserung der Fettverdauung, des Fettstoffwechsels und der Entgiftung geht. Sie können helfen Gallensteinen vorzubeugen, den Abfluss giftiger Galle verbessern und die Aktivität von Entgiftungsenzymen in der Leber positiv beeinflussen. Auch sind viele Bitterstoffe in der Lage Mitochondrien und braunes Fettgewebe zu aktivieren, wodurch sie zur Verbesserung der Stoffwechselgesundheit und Gewichtsreduktion beitragen. Bitterstoffe sind das Beste, was unserer Figur und unserer oft gestressten Leber passieren kann.
Quellen
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