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Schlehdorn – „Stacheldraht“ und Abführmittel

Schlehdorn – „Stacheldraht“ und Abführmittel

Ulrike David Jun 28, 2017 1 2639

Zu meinen frühen Kindheitserinnerungen gehören die unbeschwerten Spiele am Rande heckenumsäumter Weiden. An manchen Stellen hatte die Natur uns Kindern Durchschlupfe gelassen, die wir natürlich als Abkürzung oder bei Versteckspielen zu nutzen wussten. Andere Bereiche der Hecken wiederum ließen nicht mit sich spaßen – dornenbewehrte Schlehdornsträucher straften allzu wagemutige Annäherungen mit schmerzhaften Pieksern. Kein Wunder – Schlehdornhecken hatten einst die Aufgabe, als „lebender Stacheldraht“ das Vieh auf der Weide zu halten und Haus und Hof zu schützen. Bis heute findet man die bis zu drei Meter hohen Sträucher in Hecken und Gebüschgruppen oder wildwachsend an sonnigen Waldrändern.

Der Schlehdorn (Prunus spinosa) oder die Schlehe ist ein dorniger Strauch, der in Mitteleuropa, Nordafrika und in Teilen Asiens wächst. Als Rosengewächs sind die Schlehen verwandt mit dem Apfel, der Pflaume, der Mirabelle und der Aprikose. Der Schlehdorn kann bis zu drei Metern Höhe erreichen und bildet zur Hecke kultiviert, eine nur schwer zu durchdringende Barriere. Als Nahrungspflanze für viele Insekten und als Brutplatz vieler Vogelarten ist er von großer ökologischer Bedeutung. Die Schlehe wird aufgrund ihrer schwarzen Rinde auch Schwarzdorn genannt.

 

Heilwirkung/Anwendung

Die Schlehe ist ein Gewächs, dessen Nutzen weit über seine Eigenschaft als natürlicher Weidezaun hinausgeht. In der Volksmedizin findet sich eine lange Liste an Beschwerden, gegen die die Schlehenblüten, -blätter und –früchte Verwendung finden. Nahezu berühmt ist die Schlehe durch einen überlieferten Satz des Kräuterpfarrers Sebastian Anton Kneipp: “Schlehenblüten sind das harmloseste Abführmittel, das es gibt”. Tatsächlich eignet sich ein Tee aus Schlehenblüten auch für Kinder, die unter Verstopfung, Blähungen oder Bauchweh leiden.

Getrocknete Blüten werden als Teeaufguss zur Blutreinigung bei Hautkrankheiten und rheumatischen Beschwerden sowie als Gurgelmittel bei leichten Entzündungen der Mund- und Rachenschleimhaut eingesetzt. Als Hausmittel kennt man Zubereitungen aus Blüten, Blättern und Früchten außerdem zur Regulierung der Verdauung, zur Stärkung des Magens, bei verschleimten Atemwegen, bei Harnverhaltung, Steinleiden, geschwollenen Füßen und bei Hautausschlägen bei Kindern. Die Früchte werden in der Regel zu Mus oder als Likör verarbeitet als Stärkungsmittel bei Erschöpfungszuständen und in der Rekonvaleszenz eingesetzt. Die Schlehe steht in dem Ruf, den Appetit anzuregen, weshalb ein Löffel Schlehenmarmelade oder -mus morgens denen angeraten ist, die am Morgen nichts essen können.

 

Ernte

Von März bis April verwandelt sich der Schlehdornstrauch, noch bevor die Blätter treiben, in einen Traum aus weißen, zarten und duftenden Blüten. Sie bilden einen reizvollen Kontrast zu dem sonst schwarzen Holz, und für Bienen und andere nützliche Nektarsammler sind sie eine der ersten Nahrungsquellen im Frühjahr. Gesammelt werden die Blüten direkt nach dem Aufblühen. Ratsam ist, wegen der Dornen Handschuhe und robuste Kleidung anzuziehen und einen Spazierstock oder ein ähnlich konstruiertes Hilfsmittel dabei zu haben, um die oberen Zweige herunter zu ziehen.

Die Früchte sind in Farbe und Form Pflaumen sehr ähnlich, allerdings sind sie sehr viel kleiner, wie Blaubeeren. Sie reifen im Spätherbst heran und halten sich bis in den Winter an den Zweigen. Da sie auch bei vielen Vögeln eine begehrte Nahrungsquelle sind, empfiehlt es sich, von Oktober bis Anfang November sammeln zu gehen. Idealerweise werden Schlehen voll ausgereift nach dem ersten Frost geerntet, weil sie dann einen Teil der enthaltenen Gerbsäure verlieren. Ansonsten schmecken sie herb-sauer und hinterlassen ein unangenehmes pelziges Gefühl im Mund – Schlehen sind für ihre adstringierende Wirkung bekannt.

Die Ernte ist eine Herausforderung, da die Früchte einzeln von den Zweigen gepflückt werden müssen. Wer nicht auf den ersten Frost warten möchte, kann der Natur auch ein Schnippchen schlagen und den Schlehen den Kälteschock im Gefrierschrank verpassen. Erfahrene Schlehensammler berichten, dass sie die Früchte dann mehrmals für einen Tag auftauen und wieder einfrieren, um sie genießbar zu machen.

Die Früchte enthalten Steine, die nicht mitgegessen werden dürfen, da sie, wie im übrigen die Bittermandel auch, das Blausäureglukosid Amygdalin enthalten.

Die Blätter, die noch zusätzlich Gerb- und Bitterstoffe enthalten, können in Teemischungen Verwendung finden.

 

Fertigpräparate mit Schlehe

In Reform- und Kräuterhäusern, im Naturkosthandel und auf Bauernmärkten findet man eine Vielzahl von Schlehen-Produkten, die die Anwendung vereinfachen, zum Beispiel als Bestandteil der Bitterkräutermischung ANCENASAN herbal, als Elixier (Weleda), Saft (Pur Bio Vitalhaus), Tee (Kräuterhaus) und in Kosmetikprodukten (Hauschka).

Steckbrief

Anwendung als Hausmittel:

 

– Erkältungen

– Blasenleiden

– Darmträgkeit

– Hautausschläge

– Erschöpfung

– Magenschwäche

– Menstruationsbeschwerden

– Rheuma

– Gicht

– Zahnfleischentzündung

 

Volksnamen:

 

– Bockbeerli

– Haferpflaume

– Hagedorn

– Kietschkepflaume

– Sauerpflaume

– Schwarzdorn

– Heckendorn

Anwendung homöopatisch
(Prunus spinosa)- Nervenschmerzen- nervösen Kopfschmerzen- Müdigkeit- Schlafstörungen
Inhaltsstoffe:

 

– Gerb- und Bitterstoffe

– Flavonoide

– Cumarindervate

– Vitamin C

– Folsäure

– Amygdalin

– Apfelsäure

– ß-Carotin

– Kalium

– Kupfer

– Mangan

– Schwefel

 

Wirkung:

 

– adstringierend (zusammenziehend)

– harntreibend

– entzündungshemmend

– verdauungsanregend

– mild abführend

– blutreinigend

– wärmend

– appetitanregend

Anwendung anthroposophische Medizin:

 

– Erkältungskrankheiten

– Erschöpfungszustände

– verzögerte Rekonvaleszenz

Rezepte

Schlehenblütentee

Die Blätter und Blüten wirken, als Tee aufgebrüht, in erster Linie adstringierend, harntreibend, entzündungshemmend und leicht abführend.

1 Handvoll Blüten mit

1 l abgekochtem, max. 70 Grad heißem Wasser übergießen und ziehen lassen (abseihen ist nicht nötig)

 

 

Schlehenmarmelade

regt die Magensäfte an

1 kg frisch gepflückte und mindestens einmal durchgefrorene Beeren über Nacht in kaltem Wasser einweichen. Die abgegossenen Schlehenfrüchte am nächsten Tag zusammen mit 1/4 l Weißwein und 1/8 l Wasser weichkochen. Schlehen durch ein Sieb streichen. Nochmals 1/4 l Weißwein und 375 g Zucker zu dem Mus geben und im Backofen zu Marmelade eindicken lassen.

Anstelle von Wein kann auch Essig (3 %) verwendet werden.

 

Schlehen-Fußbad

vertreibt innere Kälte

1 EL Schlehenblütenöl in einen 10-Liter-Eimer oder entsprechend große Schale geben und mit heißem Wasser auffüllen. Die Füße 10 Minuten darin baden und anschließend sofort in ein vorgewärmtes Handtuch wickeln. Anschließend 30 Minuten im Liegen nachruhen.

 

Schlehenpunsch

eine Wohltat bei Erkältungen

1 l kräftigen Schwarzen Tee mit ½ l Schlehensaft in einen Topf geben und erhitzen.

5 EL Zitronensaft, 100g braunen Zucker oder Honig sowie 5 Tl Sanddornsirup hinzufügen und gut umrühren. Je 1 Zitronenscheibe in hitzebeständige Gläser legen und den heißen Punsch darüber gießen.

 

 

Ulrike David

Ulrike David

Fotografin, Redakteurin und zertifizierte ganzheitliche Ernährungstrainerin

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